Lackkratzer – das häufigste Ärgernis am Auto
Leider sind Lackkratzer nicht nur das häufigste, sondern insgesamt gesehen auch eins der teuersten Ärgernisse an unseren Autos: Jedes Jahr werden Lackreparaturen in Höhe von mehreren Milliarden Euro durchgeführt. Kein Wunder, denn einen Lackschaden am Auto hat wohl jeder schon einmal erlebt, denn Kratzer im Lack sind schnell entstanden. Sie können selbst verursacht werden, indem man beispielsweise zu nah an einer Hecke oder Mauer entlang fährt. Sie können aber auch dadurch entstehen, dass jemand unachtsam mit der Tasche oder einem anderem Gegenstand an einem Auto vorbeigeht.
So entstehen Lackkratzer
Oft entsteht ein Lackschaden auch beim Einparken oder Ausparken, wobei man sich entweder am eigenen Auto einen Lackkratzer einfängt oder sogar andere Autos beschädigt. Besonders ärgerlich ist, wenn ein Kratzer durch Fremdeinwirkung entstanden ist, der Verursacher jedoch Reißaus genommen, also „Fahrerflucht“ begangen hat. Wie das Portal fahrerbewertung.de kürzlich auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat, begehen bei Blechschäden bis zu 2/3 aller Verursacher Fahrerflucht.
Lackkratzer selbst entfernen
Kleinere Lackkratzer lassen sich in der Regel ganz gut selbst entfernen, und das sogar so gut, dass dies für den normalen Beobachter nicht mehr sichtbar ist. Für die meisten Fälle reicht also solch eine Maßnahme vollkommen aus. Hier gibt es vor allem zwei Möglichkeiten, nämlich die Lackpolitur und den Lackstift.
Lackpolitur
Sofern ein Kratzer nicht bis auf die Grundierung geht, kann er bis zu einer gewissen Schwere mit Politur entfernt oder zumindest kaschiert werden. Das Angebot an Polituren ist riesengroß, es gibt Polituren, die per Hand aufgetragen werden und andere mittels einer speziellen Maschine und Aufsätzen. Polituren sind im Supermarkt, Baumarkt, Autoteilehandel, Internetshops oder im darauf spezialisierten Fachhandel erhältlich. Dabei ist das Angebot riesig und geht vom Kratzerentferner, über Polituren unterschiedlicher Stärke und Polituren für bestimmte Fahrzeugfarben bis hin zur Politur mit Versiegelung bzw. Wachs in einem Arbeitsschritt. Autosol, A1, Meguiars, Nigrin oder Sonax sind bekannte Marken, die vorwiegend von Endkunden genutzt werden. Professionelle Anwender und Werkstätten greifen meist auf Produkte aus dem Hause 3M zurück
Aufgetragen werden die Polituren meist per Hand mittels Schwamm oder Tuch, während KFZ-Betriebe auch Maschinen verwenden. Abpoliert wird schließlich mit Mikrofasertüchern. Hierzu sollte immer die Anwendungsanleitung zu dem entsprechenden Mittel beachtet werden. Es sollte sorgfältig gearbeitet werden, denn Politurreste z.B. an unlackierten Kunststoffteilen hinterlassen unschöne Flecken. Nach der Politur sollte der Lack versiegelt bzw. gewachst werden, denn er ist dadurch besser vor Umwelteinflüssen geschützt und glänzt auch länger. Der Heißwachs aus der Autowaschanlage ist im Übrigen nicht mit per Hand oder Maschine aufgetragenem Wachs vergleichbar, die Haltbarkeit / Standzeit ist wesentlich kürzer.
Lackstift
Sind die Lackkratzer etwas tiefer, d.h. man kann die graue Grundierung oder sogar das Blech erkennen, so hilft eine Kratzer-Politur alleine nicht mehr aus. Bei solch einem Lackschaden kann dann ein Lackstift Abhilfe schaffen. Allerdings ist der Lackstift nur für kleine Schäden geeignet. Meist bringt man die auf das Fahrzeug abgestimmte Farbe mit Hilfe einer Pipette auf die beschädigte Stelle auf. Auf einem Aufkleber im Fahrzeug oder im Bordbuch steht der genaue Lackcode des Fahrzeugs. Der entstandene Farbtopfen fließt in alle Vertiefungen des Lackkratzers, so dass kaum Überstand verbleibt. Ist die Stelle im Lack erst einmal geschliffen und der Klarlack aufgebracht, so ist der Kratzer am Ende fast unsichtbar. Um den richtigen Farbton beim Ausbessern sicherzustellen, verwendet man am besten immer Lackstifte bzw. Lackpipetten des Original-Herstellers.
Fazit
Kratzer sind ärgerlich und schnell passiert. Wenn der Kratzer nicht zu tief ist, besteht Hoffnung, ihn per Politur oder Lackstift kostengünstig entfernen zu können. Dies kann in Eigenregie versucht oder in professionelle Hände gegeben werden. Mit professionellen Mitteln sind die Möglichkeiten größer. Das geschulte Auge erkennt meist einen Unterschied zwischen professioneller und Eigenarbeit. Dies ist besonders relevant, wenn man plant, ein Fahrzeug an einen Händler zu verkaufen oder zurückzugeben (z.B. im Falle eines Leasings). Hier sollte man durchaus auch über professionellere Schadensbehebung durch Smart-Repair nachdenken.
Lackdoktor und Smart Repair
Ein Kratzer oder eine Delle am Auto kann schnell passiert sein, sei es durch Steinschlag auf der Karosserie oder Dellen bzw. Kratzer, wenn auf dem Parkplatz eine andere Autotür unachtsam geöffnet und gegen den eigenen Wagen geschlagen wird. Wenn die dadurch entstandenen Dellen oder Lackschäden nicht selbst behoben werden können oder man sich dies nicht zutraut, so ist die Reparatur durch einen Lackdoktor bzw. Beulendoktor mit Hilfe von Smart Repair eine willkommene Alternative.
Smart Repair
Während früher bei einer Beschädigung durch stärkere Kratzer beispielsweise an der Stoßstange eine teure Volllackierung des kompletten Bauteils fällig war, so gibt es inzwischen eine Methode, mit der Kleinschäden kostengünstig behoben werden können: Smart Repair oder auch Spot Repair genannt. Dabei werden nur die beschädigten kleinen Stellen neu lackiert und somit „punktuell“ ausgebessert (daher auch der Begriff Spot Repair, wobei „Spot“ für Englisch „Punkt“ steht). Es gibt Firmen und Kfz-Werkstätten, die sich auf diese Art der Lackreparatur spezialisiert haben. In Fachwerkstätten wird die Reparatur mittels Smart Repair auch angeboten. Je nach Größe des Betriebes haben diese für die Behebung von Kleinschäden eigene speziell geschulte Mitarbeiter oder vergeben diese Aufträge extern. Die Farbe wird von den Spezialisten in der Regel selbst angemischt. Einerseits greifen die Mitarbeiter auf den Hersteller-Lackcode zurück, zum Teil arbeiten sie aber auch bereits mit speziellen Kameras, die die genaue Lackfarbe analysieren, was gerade bei älteren Autos noch genauer ist, da sich die Farbe im Laufe der Zeit durch Witterungseinflüsse leicht verändert.
Dellen und Beulen beim Beulendoktor beheben
Kleinere Dellen / Beulen, bei denen der Lack nicht beschädigt ist, können in der Regel durch Spezialisten, ohne spachteln und lackieren, unsichtbar gemacht werden. Es gibt dafür unterschiedliche Reparaturmethoden, je nachdem wie zugänglich das Bauteil ist. Ist das betroffene Bauteil von innen zugänglich, kann die Delle von innen mit Spezialwerkzeug, was wie einfache Stangen aussieht, quasi herausmassiert werden. Eine andere Methode ist, dass ein spezielles Kunststoffteil mit (restlos entfernbarem) Kleber aufgeklebt wird und mit dieser Hilfe die Delle herausgezogen wird. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Für diese Arbeiten ist viel Gefühl und Erfahrung erforderlich, auch hier gibt es bei den Betrieben und Anbietern große Qualitätsunterschiede. Beide Methoden werden übrigens auch bei Hagelschäden praktiziert.
Kosten eines Lackschadens
Wer den Lackschaden mittels Politur, Lackstift oder Smart Repair reparieren bzw. beheben kann, der hat noch einmal Glück gehabt und kommt somit was die Kosten betrifft noch relativ glimpflich davon. Ist der Schaden jedoch umfangreicher, kann es jedoch schnell recht teuer werden. Aber kann ein solcher Schaden auch von einer Versicherung übernommen werden und mach dies immer Sinn?
Kosten der Lackierung
Pauschale Aussagen hinsichtlich der Kosten von Lackierarbeiten sind schwer zu treffen. Daher kann es hilfreich sein, ein konkretes Beispiel heranzuziehen. Nimmt man z.B. die Lackierung eines Kotflügels, so kann man grob überschlagen mit Kosten zwischen 200 – 600 Euro rechnen. Die Kosten zur Behebung eines Lackschadens sind abhängig von mehreren Faktoren:
- Vom Fahrzeugtyp (Größe der Fläche, reicht abkleben oder muss der Kotflügel zum lackieren demontiert werden?),
- der Vorbereitung (reiner Lackschaden oder muss gespachtelt werden?),
- der Lackierung selbst (Unilack ist günstiger als Metallic- oder Perleffektlackierung),
- der Wahl der Werkstatt (freie Werkstatt ist oft günstiger als Vertragswerkstatt)
- und auch die Region hat einen Einfluss auf den Preis (auf dem Land ist es meist günstiger als in der Großstadt).
Muss der Kotflügel nicht nur lackiert, sondern ganz ersetzt werden, so können die Kosten schnell vierstellige Höhen erreichen. Ebenso können die Ausgaben höher liegen, wenn größere Flächen (z.B. die komplette Seite) zusätzlich zu der beschädigten Fläche aufgrund von Farbunterschieden mitlackiert werden müssen (insbesondere roter Unilack neigt beispielsweise zum Ausbleichen). Wie so häufig, auch in diesem Fall, lohnt es sich Angebote bei mehreren Werkstätten einzuholen und die Preise zu vergleichen. Zu lange warten sollte man mit der Reparatur eines Lackschadens auf keinen Fall, da sich sonst Rost bilden kann, was den Aufwand und somit die Kosten weiter in die Höhe treibt.
Kann der Lackschaden über die Versicherung abgerechnet werden?
Ist der Verursacher des Lackkratzers nicht feststellbar oder wurde der Lackschaden selbst verursacht, so greift in der Regel (und falls vorhanden) die Vollkaskoversicherung des geschädigten Autobesitzers. Ob dies auch Sinn macht und ob man nicht als Selbstzahler unter Umständen doch günstiger fährt, sollte man sich genau überlegen. Je nach Vertrag liegt z.B. die Selbstbeteiligung in der Vollkaskoversicherung meist relativ hoch, üblicherweise bei 300 oder 500 Euro. Liegt der Schaden unter der Selbstbeteiligung ist es ganz klar, dass der Schaden aus eigener Tasche gezahlt wird.
Liegt der Schaden über der Selbstbeteiligung, so ist es ein Rechenexempel und auch vom individuellen Versicherungsvertrag abhängig. Normalerweise bedeutet ein Vollkaskoschaden eine Hochstufung in der Schadenfreiheitsklasse und somit über Jahre hinweg höhere Kosten in Form eines höheren Versicherungsbeitrags zusätzlich zur gezahlten Selbstbeteiligung. Meistens lohnt es sich dadurch erst bei Schäden ab etwa 1.300 Euro zu überlegen, ob die Zahlung über die Vollkaskoversicherung erfolgen sollte.
Es besteht übrigens bei vielen Versicherern auch die Möglichkeit, den Schaden zuerst über die Versicherung abzurechnen und diesen anschließend bis zu einer gewissen Frist (meist 6 Monate oder Jahresende) wieder „zurückzukaufen“, sprich: doch selbst zu bezahlen, um eine Hochstufung zu vermeiden. Des Weiteren bieten inzwischen viele Versicherer Tarife mit Rabattretter an, die eine gewisse Anzahl von Schäden in einem bestimmten Zeitraum ohne Konsequenz der Hochstufung erlauben. Da kann es sich lohnen, auch nicht so hohe Kosten über die Vollkaskoversicherung zahlen zu lassen. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass bei einem Versicherungswechsel dieser Rabattretter wieder aufgehoben wird und man bei der neuen Versicherung in der Schadensklasse landet, als wäre man damals beim Schaden hochgestuft worden.
Teilkaskoversicherung
Schäden (keine Unfälle) wie Dellen und Beulen im Lack, die witterungsbedingt sind z.B. durch Wind und herabfallende Äste, sind übrigens durch die Teilkasko abgedeckt (ab Windstärke 8 – dies muss beispielsweise durch eine Bestätigung des Wetteramtes nachgewiesen werden). Eine Höherstufung entfällt hier, so dass es sich bereits lohnen kann, Schäden die nur knapp oberhalb der Selbstbeteiligung liegen, durch die Teilkasko Versicherung zahlen zu lassen.
Lackkratzer durch Fremdverschulden
Oft kommt es vor, dass man Lackkratzer am Auto entdeckt und leider gar nicht mitbekommen hat, wie diese entstanden sind. Denn Dellen bzw. Kratzer können einfach entstehen, wenn auf dem Parkplatz die Tür unachtsam geöffnet und gegen ein anderes Auto geschlagen wurde. Entweder merkt dies der Verursacher noch nicht einmal oder er zählt darauf, dass ihn schon keiner gesehen hat, um Unannehmlichkeiten (und Kosten) aus dem Weg zu gehen. Schäden durch Vandalismus sind ebenfalls ärgerlich. Vor letzterem kann man sich noch am ehesten durch die Wahl seines Parkplatzes schützen und indem man nicht zu weit abseits in unbeobachteten Ecken parkt.
Kostenübernahme durch Verursacher
Grundsätzlich gilt: wer einen Schaden verursacht hat, der zahlt ihn auch (bzw. seine entsprechende KFZ-Haftpflichtversicherung). Fahrerflucht ist bei diesen Schäden leider ein häufiges Ärgernis, somit ist es oftmals problematisch den Verursacher auszumachen und es ihm nachzuweisen. Dellen und Kratzer, die keinem Verursacher zugeordnet werden können, sind im Prinzip wie selbst verursachte Schäden. Diese können dann über die eigene Vollkaskoversicherung (sofern vorhanden) abgerechnet werden.
Da in der Vollkaskoversicherung die Selbstbeteiligung normalerweise relativ hoch ist und außerdem nach jedem Schaden eine Hochstufung in der Schadenfreiheitsklasse erfolgt – wenn im Versicherungsvertrag kein Rabattschutz gewählt wurde – ist dies nur in bestimmten Fällen bei teureren Schäden lohnenswert. So bleibt einem oft nichts anderes übrig, als den Schaden unrepariert zu lassen oder selber in die Tasche zu greifen und zu bezahlen. Bei letzterem will man die Kosten natürlich so gering wie möglich halten und daher kann hier Smart Repair oder – bei kleinen Schäden – selbst reparieren eine Möglichkeit sein.
Wie kann man den Verursacher finden?
Will man nicht auf den Kosten sitzen bleiben, so ist es oberste Priorität den Verursacher zu finden, was sich jedoch häufig als schwierig erweist. Wenn man den Schaden z.B. auf einem Parkplatz direkt bemerkt hat, sollte man Ausschau nach Passanten halten und sie aktiv ansprechen, ob sie vielleicht etwas gesehen haben. Hat man einen Verdacht bezüglich des Kennzeichens des Verursachers (z.B. weil man ein Auto hat wegfahren sehen oder sich das Nummernschild des vorher neben einem parkenden Autos gemerkt hat), so kann man den Zentralruf der Autoversicherer, GDV, in Erwägung ziehen. Ansonsten ist es in Deutschland nicht möglich Kennzeichen zurückzuverfolgen. Des Weiteren gibt es bereits auch das ein oder andere Internetportal, das hier Abhilfe verschaffen kann. So kann man z.B. den Unfall bzw. die Fahrerflucht auch auf dem Verkehrsrechtverzeichnis einstellen und dort nach Zeugen suchen.
Es sollte auf jeden Fall Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Diese kann sich den Schaden am Auto ansehen und gegebenenfalls Spuren des Verursachers (z.B. Lackpartikel) sichern, um den Verursacher zu finden bzw. näher einkreisen zu können. Es kommt auch vor, dass die Polizei in solchen Fällen auch eine Pressemitteilung versendet und so über die lokale Presse nach dem Verursacher bzw. Zeugen sucht. Dies passiert jedoch meist erst bei hohem Sachschaden oder in Verbindung mit Personenschäden.